Aus dem Tierpark soll kein Europapark werden
Dem Bau des neuen Betriebsgebäudes des Bieler Tierparks steht nichts mehr im Weg. Aber wegen der Arbeiten gibt es Einschränkungen. Auch Kastanien und Eicheln sind davon betroffen.
Seit einigen Wochen macht im Tierpark Biel der achtjährige Sikahirsch Simmi mit Brunftrufen auf aufmerksam. Schon bald wird es ihm der 14-jährige Rothirsch Arthur gleichtun. Nach sechs Wochen ist die Brunft vorbei und es kehrt bei den Hirschen wieder Ruhe ein.
Anders im Bereich des Betriebsgebäudes. Dort ist es wegen Bauarbeiten bis nächsten Frühling mit der Ruhe vorbei. Für die Besucherinnen und Besucher ist der Park uneingeschränkt begehbar, aber die Entgegennahme der gesammelten Rosskastanien und Eicheln kann dieses Jahr nicht auf dem Gelände durchgeführt werden. Die Annahmestelle wird zum Schopf von Ruedi Habegger an den Sägefeldweg 76 nach Bözingen verlegt.
Paarhufer vor sich selbst schützen
Ruedi Habegger war im Tierpark während zwölf Jahren als stellvertretender Tierpfleger im Einsatz. Er fütterte die Tiere und reinigte deren Ställe und Gehege. Wegen Knieproblemen kann er dieser Arbeit momentan nicht nachgehen. Als Landwirt weiss er, wie mit Nutztieren umzugehen ist. Den Umgang mit Wildtieren musste er lernen. «Man darf vor solchen Tieren den Respekt nie verlieren, denn sie bleiben auch in Gefangenschaft Wildtiere», sagt er.
Ruedi Habegger wirkt zum ersten Mal bei der Entgegennahme der Rosskastanien und Eicheln mit. Für Peter Zimmermann ist es das letzte Mal in seiner Funktion als Betriebsleiter des Tierparks Biel. Er wird nächstes Jahr pensioniert, bleibt dem Tierpark aber als Tierpfleger erhalten.
Kastanien sind Winterfutter und Teil der täglichen Futterration. Pro Tier und Mahlzeit mischt Zimmermann dem Hauptfutter höchstens zehn bis fünfzehn Gramm davon bei. «Zu viele Kastanien verursachen den Paarhufern Blähungen», sagt er. Ganze Kastanien füttert er diesen Tieren nicht, das erzeugt Futterneid und zu hastiges Fressen. Dabei könnten sie sich verschlucken und an den Kastanien ersticken.
Die Sammlung von Rosskastanien und Eicheln für den Tierpark Biel hat Tradition. Dabei beteiligen sich Leute aus der Bevölkerung jeden Alters. Pro Sammlung werden jeweils 2,5 bis 3 Tonnen dieser Kapselfrüchte abgegeben. Letztes Jahr waren es sogar 4,5 Tonnen und etwa 100 Kilogramm Eicheln. Den Sammlerinnen und Sammlern wird pro Kilogramm 20 Rappen bezahlt. Viele spenden das Geld dem Tierparkverein.
Der Verein führt beim Habegger-Schopf nur nur die Abgabe der Kastanien und Eicheln durch, dort fand auch die Generalversammlung statt. An der letzten Versammlung wurde Andreas Philipp als Vereinspräsident bestätigt. Auch er wird bei der Annahme der Kapselfrüchte zugegen sein. der 47-Jährige hat vor, den Park mit neuen Events noch bekannter zu machen. «Ich will aber aus dem Tierpark keinen Europapark machen, sondern die bisherige Strategie beibehalten, denn die macht den Tierpark aus», sagt er.
Den Einsprechern entgegenkommen
Letztes Jahr wurden im Tierpark die Wasserversorgung erneuert und die Durchgangswege saniert. Jetzt ist die Renovation des 1973 erstellten Betriebsgebäudes an der Reihe, das den heutigen Anforderungen nicht mehr entspricht. Es wird einen Anbau geben mit zeitgemässer Toilettenanlage mit einer Toilette für Besuchende und Menschen mit Beeinträchtigung, einer Garderobe für die Parkangestellten und einen abgetrennten Raum für die Zubereitung der Tiernahrung. Weiter wird der baufällige Unterstand auf der Nordseite abgebaut und in ähnlicher Form wieder neu erstellt.
Gemäss Auflagen des Waldamtes Mittelland darf aus Gründen des Tierschutzes im Wald nur vom 15. Juli bis am 31. März gebaut werden. Weil sich das Betriebsgebäude ausserhalb der Bauzone befindet, musste die Grundeigentümerin beim Kanton eine Baubewilligung einreichen. Grundeigentümerin ist die Bürgergemeinde Bözingen.
Nach der Veröffentlichung des Bauvorhabens reichte der Berner Heimatschutz eine Einsprache ein. Er bemängelte die Gliederung der Neubauten und wünschte einen voluminöseren, aber einfacheren Baukörper. Diesem Wunsch wird nun entsprochen.
Gemäss Urs Aufranc wird die Sanierung etwa 900’000 Franken kosten, die der Tierparkverein mit spenden und Legaten tilgen wird. Aufranc ist seit vier Jahren Vorstandsmitglied des Tierparkvereins Biel und war für die Bauplanung des Betriebsgebäudes zuständig.